Detailveranschaulichung der Studientabelle - Teil 5

 

-- Fortsetzung

Die Krankengeschichten im Detail:

 

No.' 10.

27. April 1897. Frl. Eg., 28 Jahre alt, leidet seit 8 Jahren an Gelenkrheumatismus, der verschiedene Gelenke befallen. Im 20. Lebens­jahre in den Knie- und Hüftgelenken, vor 3 Jahren in beiden Fußgelenken, vor 1 Jahr in den Schulter- und Handgelenken. Letztere bis jetzt noch immer geschwollen und schmerzhaft, sodass Patientin nichts heben und halten kann, fühlt sich sehr schwach, sieht blass und anämisch aus.

Patientin hat im ganzen in ca. 3 Monaten 35 Applikationen ge­habt. Nach den ersten 18 war an den afficierten Handgelenken noch keine Änderung des Zustandes, dagegen ein außerordentlich guter Einfluss auf das Allgemeinbefinden zu konstatieren, weshalb Patientin sich auch überreden lies, die Kur weiter fortzusetzen. Sechs Wochen nach Beginn der Behandlung nach 25 Applikationen war die Besserung eine so bedeutende, dass Patientin wieder stricken, nähen und einen mit Wasser gefüllten Topf heben konnte; kommt dann nur noch 2 mal wöchentlich zur Behandlung. Patientin wurde nach der 35. Applikation geheilt entlassen.

No. 11.

20. Mai 1897. Frl. Tr., 27 Jahre alt. Leidet seit einem Jahre an Reissen in der Nackenmuskulatur, zuweilen auch' im Rücken nach dem linken Arm bis in die Fingerspitzen ausstrahlend. Schmerz be­sonders stark morgens. Patientin hat im letzten Sommer 20 Sandbäder in Köstritz erhalten mit geringer Besserung. Status praesens: Patientin ist sehr anämisch und elend. An den schmerzhaften Stellen objektiv nichts nachzuweisen. 28. Mai. 3 Applikationen. Patientin fühlt sich im allgemeinen bedeutend kräftiger, hat besseren Appetit, hat 1 1/ kg an Gewicht zu­genommen. Patientin gibt selbst an, dass ihr die Fangobehandlung bedeutend besser bekommt als die Sandbäder, sie habe bei letzteren Herzklopfen, Schwindel und sehr starke Schmerzen gehabt. Nach den Sandbädern große Mattigkeit, während ihr die Fangoapplikationen an­genehm und wohltuend waren. 15. Juni. Hat 14 Applikationen. Fühlt sich so bedeutend ge­bessert, dass sie verreist.

 


 

In den Abteilungen akute, subakute und chronische gonorrhoische Gelenkentzündungen sind solche Fälle aufgeführt, bei denen mit großer Wahrscheinlichkeit der Gelenkrheumatismus mit einer Gonorrhoe im ursächlichem Zusammenhang steht und welche noch keine andere Form wie z. B. die gichtische angenommen haben. Wir haben schon oben bemerkt, dass diese Formen ineinander übergehen können (siehe Krankengeschichte No. 15), und es befinden sich unter unseren Gicht­fällen tatsächlich einige, bei welchen die in früheren Jahren auf­getretenen ersten Anfälle als gonorrhoische Gelenkaffektionen aufgefasst und diagnostiziert worden waren. Von rein gonorrhoischen Ge­lenkentzündungen haben wir nur über 11, also verhältnismäßig wenige Fälle zu berichten, 2 akute, 6 subakute, 3 chronische.

Akute gonorrhoische Gelenkentzündungen.

Die beiden akuten gonorrhoischen Gelenkentzündungen, seit 14 Tagen resp. 3 Wochen bestehend, sind beide nach ungefähr 10 Appli­kationen geheilt.

Subakute gonorrhoische Gelenkentzündungen.

Von den 6 subakuten gonorrhoischen Erkrankungen sind 3 geheilt. 2 mit bedeutender Besserung, 1 mit Besserung aus der Kur entlassen. Der aus den Krankengeschichten ersichtliche Verlauf unserer subakuten Fälle sowohl von Gelenkrheumatismus als von gonorrhoischen Gelenkaffektionen liefert uns die Überzeugung, dass mit anderen Be­handlungsmethoden entschieden nicht in so kurzer Zeit ein gleich gutes Resultat zu erzielen gewesen wäre wie mit der Fangobehandlung. Ich möchte hier ganz besonders darauf hinweisen, dass die Rekon­valeszenz nach akuten, resp. subakuten Anfällen durch die Fangobbehandlung ganz erheblich abgekürzt wird, und dass gerade solche Kranke, bei denen das Rekonvaleszenzstadium sich lange hinzieht, die geeignetesten Objekt für die Fangobehandlung bieten werden.

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