Wissenschaftliche Fango-Studien erfolgten bereits im 19. Jahrhundert - Fortsetzung

 

-- Fortsetzung

Ferner zeichnet sich der Fango durch seine Konsistenz aus, welche derart ist, dass man ihn leicht auf jede Körperstelle aufstreichen kann. Wo Moor, Brei etc. sich ablösen und herabfallen würden, haftet der Fango der Haut fest an und bleibt auf derselben liegen.

Diese Eigenschaften sind es, welche bestimmen, den Fango bei der Anwendung langdauernder Kataplasmen jedem anderen Materiale vorzuziehen; man ist so in der Lage, eventuell stundenlang, ohne zu wechseln, eine kranke Stelle des Körpers zu kataplasmieren.

Bei der zweiten Form der Fangobehandlung (lokale Fangoapplikation mit Einpackung des Körpers) wird neben der geschilderten kataplasmierenden Wirkung noch diejenige einer Schwitzprozedur bezweckt. über das Verhalten des Organismus während eines solchen durch Fangoapplikation mit Einpackung erzielten Schwitzbades habe ich an einer Reihe von Patienten Beobachtungen gemacht und die Verhältnisse des Pulses, der Atmung, der Temperatur und des Allgemeinbefindens während und nach der Anwendung festgestellt.

Es hat sich dabei gezeigt ("Verh. Kongress für innere Medizin 1897.") dass die Alteration des Organismus bei dieser Schwitzmethode eine bei weitem geringere war, als bei heißen Bädern, bei Dampfbädern, bei anderen Schlamm-, Moor- oder Sandbädern. Dabei war der Effekt ein so großer, dass ca. 0,5—1,5 kg Schweiß bei jeder Behandlung abgesondert wurden.

Demnach sind wir wohl zu der Behauptung berechtigt, dass die Fangobehandlung mit Einpackung des Körpers die bekömmlichste und eine der energischsten Schwitzmethoden ist, welche uns zur Verfügung steht. Wenn man nun zu dem Bericht über die im ersten Jahre in der Fangokuranstalt behandelten Kranken und über die bei denselben er-zielten Kurerfolge übergehen, so ist zunächst zu bemerken, dass seit Eröffnung der Anstalt im April 1897 bis zum 1. April d. J. 656 Patienten zur Behandlung angenommen worden sind.

Es ist wohl sehr erklärlich und mag hier gleich von vornherein hervorgehoben werden, dass das Krankenmaterial im ersten Jahre sich zum größten Teil aus den allerschwersten Krankheitsfällen zusammensetzte. Patienten, welche alle erdenklichen Mittel gegen ihr meist schon lange Zeit bestehendes Leiden angewandt hatten, wollten einmal auch einen Versuch mit dem „neuen Mittel" machen, und auch die Ärzte, welche bereits alles mögliche ihren chronischen Kranken ohne Erfolg verordnet hatten, wollten gerade bei solchen Patienten die bei uns noch wenig gebrauchte Behandlungsmethode erproben und kennen lernen.

Wenn nun die Resultate bereits im ersten Jahre sehr gute gewesen sind, so werden in Zukunft umso bessere zu verzeichnen sein, je mehr die Methode sich bei uns einbürgert, je früher die Fälle in Behandlung kommen und je präziser die Indikationen für die Fangobehandlung gestellt werden.

Von den 656 Patienten, die die Anstalt aufgesucht haben, sind 168 in der Statistik nicht mit aufgenommen, weil diese nach je 1-5 Applikationen die Kur nicht fortsetzten; infolgedessen kommen sie auch in Bezug auf die Beurteilung des Wertes der Behandlungsmethode nicht in Betracht, gleichgültig ob bei ihnen ein Erfolg oder Misserfolg zu verzeichnen war. Diese 168 Patienten setzen sich zusammen aus solchen, welche nur „einen Versuch" mit der Methode machen wollten, aus Kassenpatienten, denen ihre Kasse nach den ersten erfolglosen Applikationen eine weitere Behandlung nicht gewähren wollte, ferner aus Kranken, die von außerhalb waren, und aus solchen, denen die Behandlung zu teuer war.

Dazu kommen 19 Patienten, welche auf Wunsch der behandelnden Ärzte, ohne dass man sich irgend welchen Erfolg der Kur versprechen konnte, behandelt wurden. Scheidet man diese beiden Kategorien aus der Statistik aus, so sind noch 469 Patienten übrig, von welchen 82 am 1. April, an welchem Tage die Statistik geschlossen worden ist, noch in Behandlung verblieben.

Der entsprechende Bericht bezieht sich also auf eine Anzahl von 387 Patienten. Der besseren Übersicht und der schnelleren Orientierung wegen habe ich das ganze Krankenmaterial nach den Krankheiten einerseits und nach dem Erfolge der Behandlung andererseits in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

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