Wissenschaftliche Fango-Studien erfolgten bereits im 19. Jahrhundert - Fortsetzung

 

-- Fortsetzung

Alsdann kommt der Kranke in einen zweiten, normal temperierten Raum, um längere oder kürzere Zeit, wie es jeweilig erforderlich scheint, auszuruhen. Was die Wirkung einer solchen Prozedur auf den erkrankten Körperteil und auf den Gesamtorganismus anbetrifft, so kann diese eine chemische und eine physikalische, d. h. eine mechanisch-thermische sein.

Über die Art dieser chemischen Wirkung und über die Bedeutung derselben sind hier die Ansichten ebenso geteilt wie in Bezug auf die Frage der Resorption chemischer Stoffe aus sogenannten „medizinischen Bädern", aus Thermalbädern und anderen Badmedien.

Ist die Ansicht richtig, dass die Haut aus Bädern und dergl. chemische Stoffe resorbiert, so wird dies auch aus dem Fango geschehen können, und zwar hier umso mehr, als er erstens sich vermöge seiner plastischen Eigenschaft der Haut sehr fest und eng anschmiegt und weil ferner der Fango bei einer Applikation längere Zeit Gelegenheit hat einzuwirken, als es bei den üblichen ähnlichen Prozeduren (wie Moor-Vollbäder, Thermalbäder etc.) der Fall ist, da diese nicht gleich lange Zeit ausgedehnt werden können.

Man glaubte jedoch, dass bei allen solchen Badeprozeduren niemals durch die Resorption der Haut so große Mengen chemischer Stoffe dem Organismus einverleibt werden, dass davon eine intensive therapeutische Wirkung erwartet werden kann; dagegen werden die chemischen Substanzen einen intensiven Hautreiz mit der einem solchen sekundär zukommenden Beeinflussung des Organismus hervorbringen und in diesem Sinne wird auch die chemische Wirkung des Fango nicht zu unterschätzen sein.

Mag nun die eine oder andere Auffassung über die Art der chemischen Wirkung des Fango die richtigere sein, darüber jedenfalls herrscht keine Meinungsdifferenz, dass die mechanisch-thermische Einwirkung bei beiden Formen der Fango an Wendung der bei weitem wichtigere therapeutische Faktor ist.

Bei der lokalen Fangoapplikation ohne Einpackung des Körpers besteht die mechanisch-thermische Wirkung im Wesentlichen in der eines heißen Kataplasma, also eines Heilfaktors, der uns nicht neu ist, sondern häufig genug in der Praxis angewandt wird. Nur sind heiße Kataplasmen in so intensiver Form bisher nicht gebräuchlich gewesen, da es uns an einem für diesen Zweck geeigneten Materiale mangelte.

Ein wie großer therapeutischer Wert aber heißen Kataplasmen, welche lange Zeit hindurch ihre hohe Temperatur behalten, beizumessen ist, geht aus einer Arbeit von Quincke „über die therapeutische Anwendung der Wärme hervor.

("Quincke, Berliner Hin. Wochenschr.  1897. No.49.")

Quincke sagt in dieser Arbeit, dass man eine um so intensivere Wirkung durch Überwärmung der Haut eines Körperteils erzielen, je länger es gelingt, dem heißen Kataplasma seine hohe Temperatur zu erhalten, und dass die Wirkung unserer bisherigen kataplasmirenden Methoden durch das häufige Wechseln und durch das dabei unvermeidliche Entblößen der Haut illusorisch gemacht wird.

Um dies zu verhindern, hat Quineke seine hohlen Metallheizkörper zur Warmhaltung der mit den üblichen Materialien bereiteten Kataplasmaen angegeben. In dem Fango aber besitzt man eine Masse, welche, wenn sie in genügend dicker Schicht aufgetragen und nur einigermaßen durch Bedecken mit einer Gummi- und Wolldecke vor Abkühlung geschützt wird, imstande ist, selbst Stunden lang die Temperatur festzuhalten, und der Fango übertrifft in dieser Beziehung bei weitem die bisher für diese Zwecke verwandten Substanzen, wie Hafergrütze, Leinsamen, Moor, Sand etc.

Aber noch einen weiteren Vorzug vor diesen hat der Fango durch seine bereits mehrfach erwähnte außerordentlich plastische Eigenschaft und durch seine eigenartige Konsistenz. Von der ersteren überzeugt man sich am besten, indem man auf ziemlich trocken gewordenem Fango einen Abdruck der Hand macht; ein solcher gibt die Erhebungen und Vertiefungen der Haut, selbst die kleinsten, fein und scharf modelliert wieder. Es ist klar, dass ein solches Material sich der Haut viel fester und inniger anschmiegt als jedes andere und darum auch viel intensiver die Wärmewirkung auf der Haut zur Geltung bringt.

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