Wissenschaftliche Fango-Studien erfolgten bereits im 19. Jahrhundert - Fortsetzung

 

-- Fortsetzung

In der angeführten Tabelle sind die Fälle von Gelenk- und Muskelrheumatismus, gonorrhoischen Gelenkentzündungen, Gicht und Arthritis deformans zu einer großen Gruppe unter der Bezeichnung „rheumatisch-gichtische Erkrankungen" vereinigt; greifen doch diese Affektionen so vielfach in einander über und kommen so häufig kombiniert mit einander vor, dass eine strenge Trennung gar nicht oder nur sehr schwer durchzuführen ist; besonders trifft dies für die chronischen Fälle zu, welche ja den größten Teil unseres Krankenmaterials ausmachen.

Trotzdem hat man sich bemüht, die Fälle zu rubrizieren; war es zweifelhaft, in welche Rubrik ein Fall eingereiht werden sollte wegen des Zusammentreffens zweier gleiche Symptome machenden Krankheiten, die aber vom ätiologischen oder pathologisch-anatomischen Standpunkte aus wohl zu unterscheiden sind, so war der Grundsatz geltend a potiori fiat denominatio.

Ein charakteristisches Beispiel hierfür bietet dei bestimmte Krankengeschichte No. 15; sie betrifft einen Patienten, der im jugendlichen Alter, unmittelbar im Anschluss an seine erste Gonorrhoe, zum ersten Male an einem akuten Gelenkrheumatismus erkrankte, sodass die Diagnose: gonorrhoischer Gelenkrheumatismus gestellt wurde.

Die Anfälle von schmerzhaften Gelenkaffektionen rezidivierten im Laufe der nächsten 12 Jahre sehr häufig, es musste daher später die Diagnose: chronischer rezidivierender Gelenkrheumatismus gestellt werden. Da bis dahin Anhaltspunkte für ein gichtisches Leiden nicht vorlagen, im Laufe der folgenden Jahre jedoch nach den Anfällen Formveränderungen der Gelenke sich ausbildeten, welche allem Anschein nach auf harnsauren Ablagerungen beruhten, so war in diesem Stadium ebenso die Diagnose „chronische Gicht" wie die „chronischer Gelenkrheumatismus" berechtigt, während die Anamnese doch ganz sicher als den Beginn der ganzen Affektion eine gonorrhoische Gelenkentzündung angab.

Ein weiteres Krankheitsbild, auf welches die obigen Erörterungen auch zutreffen und über welches in der wissenschaftlichen Literatur immer noch eine gewisse Verwirrung herrschte, ist die Arthritis deformans. Man kann häufig in Publikationen, in denen über Fälle von Arthritis deformans berichtet wird, schon aus den Krankengeschichten nachweisen, dass es sich hier um chronische Gicht handelt, die einen deformierenden Charakter angenommen hat.

Bei der Diagnose „Muskelrheumatismus" ist ganz besonders auf die Ätiologie und die pathologische Anatomie Rücksicht zu nehmen, und man wird unter den untersuchten Fällen von Muskelrheumatismus vielleicht auch einige finden, welche von diesem Standpunkte aus beurteilt ebenso unter den Neuralgien oder den rheumatischen oder gichtischen Erkrankungen aufgeführt werden könnten.

Die Einteilung und Zusammensetzung der anderen Gruppen der Tabelle bedürfen wohl keiner weiteren Erläuterung; die kleine Zahl chirurgischer Fälle und die Residuen nach Trauma sind, je nach der Art der Erkrankung, in Unterabteilungen geordnet.

Geht man jetzt auf die Einzelheiten der Krankheitsrubriken der Tabelle näher ein so muss man in erster Reihe als charakteristisch hervorheben, dass unter den 387 Fällen der Statistik nicht mehr als 22 akute Erkrankungen zu zählen sind. Da man weiter unter subakuten Affektion in der Tabelle solche von einer Krankheitsdauer bis zu 6 Monaten verstehen, so befindet sich unter den 81 subakuten Fällen auch eine ganze Anzahl schon recht chronisch gewordener Erkrankungen; unter den subakuten ist natürlich auch eine große Zahl solcher Fälle, bei denen die Erkrankung nicht zum ersten Male aufgetreten, sondern ein oder bereits mehrere Male rezidiviert ist.

Es bleiben mithin 284 chronische Fälle, bei denen die Krankheit länger als ein halbes Jahr, meistens aber schon seit vielen Jahren, resp. seit Jahrzehnten bestand.

Zusammenfassend kann gesagt werden dass schon damals eindrucksvoll dokumentiert wurde dass Fangobehandlungen bestens geeginet sind zur Anwendung bei rheumatischen, entzündlichen, gichtischen sowie neuralgischen Erkrankungen.

Auch Studien sowie wissenschaftliche Gutachten aus der jüngsten Zeit bestätigen die Wirksamkeit des Fango bei genannten Therapieanwendungen.